Giclée
Woher kommt das Wort Giclée?

Das Giclée beschreibt eine relativ neue Technik für die Herstellung von bildnerischen Kunstwerken in kleiner Auflage. Der Begriff stammt von dem französischen Wort "gicler", was "spritzen" oder "sprühen" bedeutet. "Erfunden" hat ihn der Amerikaner Jack Duganne 1991 im Zusammenhang mit einer Ausstellung der Künstlerin Diane Bartz. Er wollte Begriffe wie "digital" und "Computer" vermeiden, weil sie im Zusammenhang mit Kunst damals zu negativ besetzt waren, und suchte in einem französischen Wörterbuch nach dem entsprechenden Wort. Ausgehend von den bei Tintenstrahldruckern gebräuchlichen Düsen, kam er von von dem Wort "gicler" schließlich auf "Giclée". Grundsätzlich handelt es sich bei einem Giclée um einen Tintendruck mit sehr hoher Auflösung aus lichtechten Farben auf speziellem Papier oder auch auf Leinwand. Bei Verwendung hochwertiger Materialien wird die Beständigkeit heute mit 70 bis 80 Jahren angegeben, bevor ein Glicée erst gelb wird und dann schließlich komplett verfärbt.
Technik
Als Druckmaschinen für Giclées dienen teure, hochwertige Tintenstrahldrucker, die in der Regel mit sechs bis zwölf verschiedenen Farben (zum Teil pigmentbasiert) bestückt sind. Die ersten Drucker dieser Art waren die sogenannten Iris-Modelle der Firma Scitex. Der ursprüngliche Zweck des von Eastman Kodak entwickelten Verfahrens war, vor dem Druck von Massenprodukten einen möglichst farbgenauen Probedruck vor allem des Bildmaterials in den Händen zu haben. Ende der 1980er Jahre traten diese Maschinen parallel zu entsprechend leistungsfähigen Scannern ihren Siegeszug an und fanden schnell weltweite Verbreitung in Druckhäusern und Medienagenturen. Anhand der hervorragenden Probedrucke konnten Dienstleister und Hersteller ihren Kunden das Aussehen des Endprodukts präsentieren und die endgültige Druckfreigabe erhalten. Damals war aber noch nicht abzusehen, dass das Giclée in der Folgezeit auch Einzug in die Kunst halten würde.
Verwendung
Zum einen bietet ein Giclée eine ausgezeichnete Möglichkeit, originalgetreue Reproduktionen bekannter Gemälde, Fotos und anderer Bilder herzustellen. Wenn man nicht ganz genau hinschaut, kann man Original und Kopie kaum voneinander unterscheiden. Mittlerweile nutzen aber viele Künstler die Technik als preiswerte Alternative zur Lithografie, dem klassischen Steindruckverfahren, mit dem früher farbige Grafiken geschaffen wurden, und Fotografen als Alternative zum herkömmlichen Fotodruck. Die Kosten sind bei kleinen Auflagen relativ gering und die Preise für Giclées im Vergleich zu anderen Kunstdruckverfahren entsprechend niedrig. Einer der Pioniere bei der Verwendung des Giclées war übrigens Graham Nash, auch bekannt als Mitglied der amerikanischen Band Crosby, Stills, Nash & Young, die in den 1970er Jahren weltweit große Erfolge feierte. In den 1980er Jahren begann Nash, mit digitaler Technik zu experimentieren und seine eigenen sowie auf Tourneen gekauften und gesammelten Fotos zu bearbeiten. Die Qualität der Ergebnisse konnte ihn aber lange Zeit nicht befriedigen. Erst mit der Iris-Technik erreichte Nash die selbstgesteckten Ziele. Er kaufte sich eine Maschine für eine damals sechsstellige Summe und gründete das Label Nash Editions. Seine Ausstellungen reisten später um die halbe Welt, waren zum Beispiel in New York, Los Angeles und Tokio zu sehen und die Drucke erzielten zum Teil enorme Preise.
Als Original-Kunstdruck in kleinen Auflagen wird ein Giclée in der Regel vom Künstler signiert und nummeriert, so wie bei anderen Techniken auch. Wenn auf Leinwand gedruckt wird, wird diese auf einen Keilrahmen aufgezogen und anschließend gerahmt. Ein Giclée auf Kunstdruckpapier erhält ein Passepartout und einen Glasrahmen.
Für Käufer, zumal für ungeübte Laien, können Giclées allerdings auch nicht zu unterschätzende Gefahren bergen. Vor allem im Online-Handel werden oft signierte und nummerierte Maschinendrucke ohne Zertifikate als Giclées angeboten und zu völlig überhöhten Preisen verkauft. Derartige Betrügereien kann man umgehen, indem man bei seriösen Galerien und Kunsthäusern einkauft. Dort erhält man normalerweise eine sichere Auskunft darüber, ob ein Bild ein Original oder ein Kunstdruck ist. Außerdem hat man auch die Möglichkeit, sich die Werke vor dem Erwerb genau anzuschauen. Ein Giclée hat immer eine glatte Oberfläche im Gegensatz etwa zu einem Ölgemälde, auf dem in der Regel Erhöhungen, Vertiefungen und Strukturen des Pinselstrichs zu erkennen sind.
Verschiedene Giclée Begriffe
Der Begriff Giclée wurde schon bald zu einem Marketingwort und erfuhr deshalb eine nicht unübliche Abnutzung. Um dem entgegenzutreten, gründete sich in den Vereinigten Staaten im Jahr 2001 beispielsweise die Giclée Printers Association (GPA), die sich auf rein reproduktive Drucke beschränkt. Die GPA legte insgesamt neun Normen fest, die ihre Mitglieder einhalten müssen, um sich mit dem Logo bzw. Label zu schmücken. Aus Giclée wurde bei der GPA der Begriff "Tru Giclée". Da nur wenige Druckhäuser die hohen Standards der GPA einzuhalten vermochten, schuf die Organisation 2003 ein zweites Label, "Tru Décor", mit geringeren Ansprüchen, um den großen, eher dekororientierten Markt zu bedienen.
Auch andere Firmen sprangen auf diesen Zug auf. Jonathan Penney, ein Hersteller von hochwertigen Schwarz-Weiß-Drucken, kreierte den Begriff "Platinum Giclée", ein kalifornischer Printbetrieb vertreibt seine Produkte als "Canvas Photo Giclée", Staples Fine Art spricht von "Heritage Giclée" und der Druckerhersteller Epson schließlich verwendet den Begriff "UltraGiclée", um damit seine Drucker und UltraChrome Tinten zu vermarkten.
Verwechslungsgefahr mit Klischee
Abschließend sollte nicht unerwähnt bleiben, dass viele Menschen Giclée immer wieder mit Klischee verwechseln. Letzteres findet zwar auch in der Drucktechnik Anwendung, bedeutet aber etwas ganz anderes. Ein Klischee ist ein Druckstock, der aus Materialien wie Zink, Kunststoff - oder im klassischen Buchdruck auch aus anderen Metallen wie Messing, Stahl oder Aluminium - bestehen kann. Von dem lichtempfindlich beschichteten Klischee wird dann mittels eines Negativfilms in mehreren Schritten die endgültige Druckform hergestellt.